Requiem fuer einen Henker by Jacques Berndorf
Autor:Jacques Berndorf
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2011-11-23T23:00:00+00:00
9. Kapitel
Ich hastete durch den Innenhof der Siedlung. Irgendwo erwischte ich ein Taxi und ließ mich in Richtung Bonn fahren. Ich stieg am CDU-Haus aus, wechselte die Straßenseite zur SPD und ging langsam in Richtung Godesberg zurück. Als der Vollbart quietschend neben mir bremste, stieg ich ein und war zunächst nicht fähig, irgendetwas zu sagen. Er bemerkte es nicht.
»Die Dame ist stinksauer«, berichtete er gemütlich. »Wenn ich Sie wäre, würde ich nicht in diese Raststätte gehen, nicht für einen Wald voller Affen.«
»Ich kann es nicht ändern, ich muss zuerst zum Flughafen.«
Er sah mich von der Seite an. »Fliegen Sie weg, machen Sie eine Fliege?« Er lachte.
»Nein, ich muss etwas besorgen. Haben Sie das Zelt bekommen?«
»Ja«, sagte er. »Wollen Sie am Flughafen etwa zelten? Die Wahner Heide soll sehr romantisch sein, wenn man von dem Lärm und dem Kerosingestank absieht.«
Am Flughafen bezahlte ich ihn, und er versicherte mir, dass er Kunden wie mich wirklich liebe.
Ich kaufte ein billiges, japanisches Fernglas und mietete bei AVIS einen kleinen Ford Escort. Auf dem direkten Weg über die B 9 fuhr ich zu der Raststätte vor Bad Breisig. Der Schankraum war voller Fernfahrer. Sie tranken Kaffee, aßen Kartoffelsalat. Einer sagte: »Frag sie doch mal, was sie für eine Nummer haben will.« Sie grölten - das war wohl ihre Art Humor.
Die Baronin saß in einem Nebenraum an einem winzigen Tischchen. Sie sah mich mit ganz schmalen Augen an. Wenn sie wütend ist, wird sie schön.
»Das ist ihr Macker!«, stellte jemand fest und dann wandten sie sich einem anderen Thema zu.
»Ist es wahr, dass der Taxifahrer ein Zelt für dich gekauft hat?«, fragte sie leise.
»Ja«, sagte ich.
»Und ist es wahr, dass er auch eine Laterne für das Zelt gekauft hat?«
»Ja.«
»Und stimmt es auch, dass du vorher mit ihm abgesprochen hast, mich mit dem ganzen Krempel in dieser Kaschemme abzuladen?«
»Ja.«
»Ich hocke hier seit fast zwei Stunden.«
»Ja.«
Eine Kellnerin mit einem schier unglaublich ausladenden Dekollete fragte: »Was darf’s sein?«
»Kaffee«, sagte ich müde, und die Kellnerin zog wieder ab.
Die Baronin war wirklich aufgebracht. »Kannst du mir erklären, wieso du mich hier abgeschoben hast?«
»Ich musste mich um Reimer und Strahl kümmern. Es hat sich herausgestellt, dass Reimer mich kennt. Ich war Zeuge, wie Reimer Leute von Beck niedergeschossen hat. Übrigens weiß ich jetzt, was Kickeck bedeutet.«
»Ich bin unheimlich sauer«, stellte sie fest. Sie stöhnte, und es klang wirklich fast wie Fauchen. Als ich nichts weiter sagte, wurde sie unruhig. »Was bedeutet denn nun Kickeck?«, fragte sie sachlich.
»Kickeck bedeutet ein Gig vom Gag, ein Gag vom Gig, ein Wortspiel. Reimer heißt Georg, Spitzname Gig! Als Metzger am Telefon fragte, ob das ein Kickeck sei, meinte er einen Gig-Gag, einen Gag vom Gig.«
»Dann hat er also vor seinem Tod mit Reimer gesprochen?«
»Das ist durchaus nicht sicher. Es kann sein, dass er über Reimer sprach, nicht mit ihm.«
»Und wieso kennt er dich?«
»Er kann mit dem Tod von Guttmann zu tun haben. Wenn das so ist, war er in der Eifel und hat in mein Fenster geschaut - aber ein Beweis ist das beileibe nicht. Er kann ebensogut Claudia überwacht haben oder die Guttmanns.
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